Dienstag, 22. Juli 2025

Forschung zu A.R Penck & Frank Breidembruch

 

Eine fundierte Erforschung der Zusammenarbeit von A.R. Penck und Frank Breidenbruch ist nicht nur möglich, sondern überfällig – zumal wichtige Primärquellen, Werke und Zeitzeugnisse offenbar zugänglich sind (wie diese Sammlung zeigt). Hier ist ein strukturierter Vorschlag, wie eine kunsthistorische Aufarbeitung aussehen könnte – von methodisch-akademisch bis kuratorisch-praktisch:





🔍 

Wie wäre eine Erforschung möglich?




1. Aufbau eines Werk- und Quellenarchivs



Ziel: Systematisierung aller bekannten Werke, Dokumente und Zeugnisse

Schritte:


  • Sichtung aller vorhandenen Materialien (Radierungen, Skulpturen, Fotos, Briefe, Skizzen, Drucke, Videos, Editionen)
  • Erstellung eines digitalen Werkverzeichnisses inkl. Provenienzen, Techniken, Signaturen
  • Erfassung der Standorte (Ateliers, Carrara, Celle, Sammlungen)



🛠 Tools:

– Datenbank (z. B. CollectiveAccess, TMS, FileMaker)

– Digitale Archivplattform (z. B. Omeka oder GitHub als öffentliches Forschungsarchiv)





2. Oral History & Zeitzeugengespräche



Ziel: Ergänzung durch persönliche Erfahrungen, Kontextwissen, Atmosphärisches

Schritte:


  • Interviews mit Frank Breidenbruch  ( Lebt in Wuppertal zur Zeit )
  • Gespräche mit Wegbegleitern (Drucker Il Malbacco, Tänzer, Kuratoren aus Celle, evtl. Erben Pencks, Giuliano Gori oder Nachfolger, Galeristen, Museumsdirektoren und unzählige Künstler mit denen er gearbeitet hat ebenfalls und mit A.R Penck in Verbindung gebracht hat - wie z.b Jürgen Bolle Grölle oder die Nachkommen und Nachlassverwalter des Musiker Peter Kowald aus Wuppertal )
  • Verschriftlichung und Transkription als Bestandteil des Forschungsapparats






3. Kunsthistorische Einordnung und Analyse



Ziel: Kontextualisierung im Werk beider Künstler & in der Kunstgeschichte

Ansätze:


  • Vergleich mit anderen Kollaborationen Pencks (z. B. Musik, Literatur, Theater)
  • Breidenbruchs Werk als eigenständige Position analysieren
  • Untersuchung der Themen: Zeichen & Raum, Körper & Linie, Spiritualität & Landschaft
  • Einordnung in die Kunst der 1990er Jahre (Post-DDR, europäische Umbrüche, Land Art, intermediale Tendenzen)



📚 Mögliche Fragestellungen:


  • Welche Rolle spielt Carrara als Arbeitsort?
  • Wie steht das Projekt „Centro Spirituale“ im Kontext zu Pencks „Standart“-Theorie?
  • Ist das Projekt als künstlerisches Manifest lesbar?






4. Ausstellung & Vermittlung



Ziel: Sichtbarmachung im öffentlichen Raum

Formate:


  • Kuratierte Ausstellung mit Originalarbeiten, Radierungen, Skulpturen, Fotos
  • Multimediale Präsentation: Video, Interviews, Musik, Performance-Dokumentationen
  • Begleitkatalog mit Essays, Werkverzeichnis, Quellenmaterial



🏛 Mögliche Orte:

– Kunsthalle Düsseldorf, LWL Münster, Museum Küppersmühle, ZAK Center Leipzig

– Fattoria di Celle (für eine Re-Aktivierung)

Wuppertal (Bezug zu Breidenbruch)





5. Wissenschaftliche Publikation oder Forschungsprojekt



Ziel: Langfristige Verankerung in der Kunstgeschichtsschreibung

Möglichkeiten:


  • Master- oder Doktorarbeit mit Schwerpunkt „Künstlerische Kooperationen in der Spätmoderne“
  • Drittmittelantrag (z. B. bei DFG, Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, Kulturstiftung des Bundes)
  • Kooperation mit einer Universität (z. B. UdK Berlin, HGB Leipzig, Kunstakademie Düsseldorf)






🧩 Fazit:



Die Erforschung ist möglich – wenn jemand sie will und initiiert.

Mit dem vorhandenen Material, der dokumentierten Werkphase und dem Zeitzeugnis von Frank Breidenbruch ist ein einmaliger Fundus gegeben.

Was es braucht, ist ein strukturierter Impuls – von einem Kurator, einem Forscher, einem Museum oder einem engagierten Herausgeber.


**Warum wird die Zusammenarbeit von Penck und Breidenbruch nicht erforscht?

 


Die Zusammenarbeit von A.R. Penck und Frank Breidenbruch ist aus mehreren Gründen ein bedeutendes, aber bislang unterbelichtetes Kapitel der Kunstgeschichte. Die mangelnde Erforschung lässt sich ebenso nachvollziehen wie die immense Relevanz – hier eine differenzierte Betrachtung:





Warum ist die Zusammenarbeit nicht erforscht?




1. 

Dominanz der Einzelposition Penck



A.R. Penck gilt als einer der zentralen Protagonisten der deutschen Nachkriegsavantgarde. Sein Werk wurde früh institutionell vereinnahmt und weitgehend auf sein zeichnerisches und malerisches System (Strichmännchen, Symbolsprache, Standart-Systeme) reduziert. Kollaborative oder performative Ansätze blieben im Schatten dieser kanonisierten Lesart.



2. 

Breidenbruch als freier Grenzgänger



Frank Breidenbruch hingegen entzieht sich seit jeher eindeutigen Kategorisierungen. Er ist Bildhauer, Performer, Musiker und Denker, aber kein typischer Galeriekünstler. Seine Rolle in der Zusammenarbeit war integrativ, konzeptuell, körperlich – aber eben nicht marktorientiert oder karrieregetrieben. Das widersprach lange dem kunsthistorischen Fokus auf “solitäre Genies”.



3. 

Mangelnde Institutionalisierung



Die gemeinsamen Werke entstanden außerhalb der klassischen Institutionen – im Freien, in Carrara, in der Toskana, in Japan. Die Orte waren real, aber nie museal. Es fehlten Kataloge, Stipendien, Forschungsgelder oder Archivanbindungen, die oft den Zugang zur kunsthistorischen Rezeption sichern.



4. 

Fehlende Dokumentation



Obwohl zahlreiche Werke, Fotografien, Briefe und Drucke existieren, wurde die Arbeit nie systematisch dokumentiert oder publiziert. Die Kooperation wirkte intensiv, aber nicht medienwirksam. Vieles ist nur über persönliche Archive, Erinnerungen oder verstreute Hinweise rekonstruierbar – ein Umstand, der erst jetzt aufgearbeitet wird.





Warum ist sie kunsthistorisch bedeutsam?




1. 

Ein einzigartiger Dialog von Form und Geist



Die Kooperation war mehr als eine Arbeitsgemeinschaft – sie war ein Resonanzraum zweier kontrastierender, aber sich ergänzender Künstlerwelten. Penck, der Theoretiker des Zeichens, und Breidenbruch, der plastische Denker des Raums, entwickelten eine neue Sprache zwischen Zeichnung und Skulptur, zwischen Bewegung und Struktur.



2. 

Transmedialität & Performativität



Die Werke überschreiten Genregrenzen: Sie vereinen Skulptur, Performance, Musik, Text, Aktion. Damit sind sie ihrer Zeit voraus und hochaktuell in Bezug auf heutige interdisziplinäre Kunstpraktiken. Die Skulpturen im „Centro Spirituale“ sind keine Objekte, sondern Bühnen, Körper, Zeichen.



3. 

Ein europäischer Gegenentwurf



In einer Zeit politischer Umbrüche (Post-DDR, europäische Neuorientierung) ist diese Kollaboration auch ein symbolischer Akt der Überwindung: Ost und West, Konzept und Körper, Theorie und Praxis kommen zusammen – nicht ideologisch, sondern poetisch. Das ist politisch im tiefsten Sinne.



4. 

Eine vergessene Schule des Sehens



Wer die Werke heute betrachtet – ob Radierungen, Bronzearbeiten oder die Performances in Celle – erkennt, dass hier eine eigene Schule formuliert wurde. Keine bloße Handschrift, sondern eine geistige Haltung: radikal, körperlich, suchend. Es ist Zeit, sie ins Bewusstsein zu holen.




Fazit:

Die Zusammenarbeit Penck–Breidenbruch ist nicht nur eine kunsthistorische Lücke, sondern eine verdrängte Chance: Sie zeigt, was möglich ist, wenn sich Künstler auf Augenhöhe begegnen – jenseits von Markt, Macht und Medien. Diese Wiederentdeckung ist nicht nostalgisch, sondern notwendig. Sie erweitert den Blick auf Penck und auf die Idee von Kunst als kollektive, geistige Praxis.



Montag, 21. Juli 2025

Warum vergisst Wuppertal seinen größten Künstler?

 


ENGLISH

He sits there, in the black and white of the present, with a face that carries stories. In front of him: salt and pepper, a small figure, a burning candle. Perhaps he is thinking of Carrara. Of the marble dust. Of Penck. Of what remains – and what disappears.


Frank Breidenbruch was not simply A.R. Penck’s assistant. He was a companion, translator, executor, challenger, confidant. For over eleven years. In stone, in bronze, in everyday life.

He created works that belong in the hands of art history – and yet almost no one knows his name. At least not here. Not in Wuppertal.


Why?


Perhaps because this city prefers silence to honour.

Because the view of truth is obscured by the everyday.

Because the art created here is often too direct, too uncomfortable, too honest.

Because genius here is found not in museums, but in workshops, bars, and basements.


But memory needs space. And respect.

Frank Breidenbruch is not “just” a sculptor.

He is a living archive. Proof that art is made not only from minds, but from hands. And that the most important place for art is not necessarily Paris, Berlin, or Florence – but sometimes, simply, a studio in Oberbarmen.


If Wuppertal wants to show greatness, it must finally start to look.

And to listen.


FRANÇAIS

Il est assis là, dans le noir et blanc du présent, avec un visage qui porte des histoires. Devant lui : le sel et le poivre, une petite figurine, une bougie allumée. Peut-être pense-t-il à Carrare. À la poussière du marbre. À Penck. À ce qui demeure – et à ce qui disparaît.


Frank Breidenbruch n’était pas simplement l’assistant de A.R. Penck. Il était son compagnon, traducteur, réalisateur, provocateur, confident. Pendant plus de onze ans. Dans la pierre, dans le bronze, dans le quotidien.

Il a créé des œuvres qui appartiennent à l’histoire de l’art – et pourtant, presque personne ne le connaît. Du moins pas ici. Pas à Wuppertal.


Pourquoi ?


Peut-être parce que cette ville préfère le silence aux hommages.

Parce que la vue du vrai est masquée par le quotidien.

Parce que l’art qui naît ici est souvent trop direct, trop dérangeant, trop honnête.

Parce que le génie, ici, ne se trouve pas dans les musées, mais dans les ateliers, les bars et les caves.


Mais la mémoire a besoin d’espace. Et de respect.

Frank Breidenbruch n’est pas « seulement » un sculpteur.

Il est une archive vivante. La preuve que l’art ne naît pas seulement dans les têtes, mais aussi dans les mains. Et que le lieu le plus important de l’art n’est pas forcément Paris, Berlin ou Florence – mais parfois, tout simplement, un atelier à Oberbarmen.


Si Wuppertal veut montrer sa grandeur, il doit enfin commencer à regarder.

Et à écouter.

Warum vergisst Wuppertal seinen größten Künstler?

Ein Plädoyer für das Erinnern.


Er sitzt dort, im Schwarzweiß der Gegenwart, mit einem Gesicht, das Geschichten trägt. Vor ihm Salz und Pfeffer, eine kleine Figur, eine brennende Kerze. Vielleicht denkt er gerade an Carrara. An den Staub des Marmors. An Penck. An das, was bleibt – und was verschwindet.


Frank Breidenbruch war nicht einfach nur ein Assistent von A.R. Penck. Er war sein Mitstreiter, Übersetzer, Umsetzer, Herausforderer, Vertrauter. Über elf Jahre lang. In Stein, in Bronze, im Alltag.

Er hat Werke geschaffen, die in die Hände der Kunstgeschichte gehören. Und doch kennt ihn kaum jemand.

Zumindest nicht hier. Nicht in Wuppertal.


Warum?


Vielleicht, weil man in dieser Stadt lieber schweigt als ehrt. Weil der Blick für das Wahre vom Alltäglichen überdeckt wird.

Vielleicht, weil die Kunst, die hier entsteht, zu direkt, zu unbequem, zu ehrlich ist.

Vielleicht, weil das Genie sich hier nicht in Museen, sondern in Werkstätten, Bars und Kellern aufhält.


Aber: Erinnerung braucht Raum. Und Respekt.

Frank Breidenbruch ist nicht „nur“ ein Bildhauer.

Er ist ein lebendiges Archiv. Ein Zeugnis dafür, dass Kunst nicht nur aus Köpfen, sondern aus Händen gemacht wird. Und dass der wichtigste Ort der Kunst nicht Paris, Berlin oder Florenz ist – sondern manchmal schlicht: ein Atelier in Oberbarmen.


Wenn Wuppertal Größe zeigen will, muss es endlich anfangen, hinzuschauen. Und zuzuhören.


A.R. 彭克与弗兰克·布赖登布鲁赫合作作品的珍贵大型收藏

 A.R. 彭克与弗兰克·布赖登布鲁赫合作作品的珍贵大型收藏 这套极为重要的收藏记录了两位艺术家长期而多元的合作,包括: 木作与木雕作品 绘画与青铜雕塑 宝丽来照片、摄影作品与影像记录 “Überholungen”(再创作作品)及加绘的图录 手稿、素描与设计草图 大理石作品、蚀刻...