Eine fundierte Erforschung der Zusammenarbeit von A.R. Penck und Frank Breidenbruch ist nicht nur möglich, sondern überfällig – zumal wichtige Primärquellen, Werke und Zeitzeugnisse offenbar zugänglich sind (wie diese Sammlung zeigt). Hier ist ein strukturierter Vorschlag, wie eine kunsthistorische Aufarbeitung aussehen könnte – von methodisch-akademisch bis kuratorisch-praktisch:
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Wie wäre eine Erforschung möglich?
1. Aufbau eines Werk- und Quellenarchivs
Ziel: Systematisierung aller bekannten Werke, Dokumente und Zeugnisse
Schritte:
- Sichtung aller vorhandenen Materialien (Radierungen, Skulpturen, Fotos, Briefe, Skizzen, Drucke, Videos, Editionen)
- Erstellung eines digitalen Werkverzeichnisses inkl. Provenienzen, Techniken, Signaturen
- Erfassung der Standorte (Ateliers, Carrara, Celle, Sammlungen)
🛠 Tools:
– Datenbank (z. B. CollectiveAccess, TMS, FileMaker)
– Digitale Archivplattform (z. B. Omeka oder GitHub als öffentliches Forschungsarchiv)
2. Oral History & Zeitzeugengespräche
Ziel: Ergänzung durch persönliche Erfahrungen, Kontextwissen, Atmosphärisches
Schritte:
- Interviews mit Frank Breidenbruch ( Lebt in Wuppertal zur Zeit )
- Gespräche mit Wegbegleitern (Drucker Il Malbacco, Tänzer, Kuratoren aus Celle, evtl. Erben Pencks, Giuliano Gori oder Nachfolger, Galeristen, Museumsdirektoren und unzählige Künstler mit denen er gearbeitet hat ebenfalls und mit A.R Penck in Verbindung gebracht hat - wie z.b Jürgen Bolle Grölle oder die Nachkommen und Nachlassverwalter des Musiker Peter Kowald aus Wuppertal )
- Verschriftlichung und Transkription als Bestandteil des Forschungsapparats
3. Kunsthistorische Einordnung und Analyse
Ziel: Kontextualisierung im Werk beider Künstler & in der Kunstgeschichte
Ansätze:
- Vergleich mit anderen Kollaborationen Pencks (z. B. Musik, Literatur, Theater)
- Breidenbruchs Werk als eigenständige Position analysieren
- Untersuchung der Themen: Zeichen & Raum, Körper & Linie, Spiritualität & Landschaft
- Einordnung in die Kunst der 1990er Jahre (Post-DDR, europäische Umbrüche, Land Art, intermediale Tendenzen)
📚 Mögliche Fragestellungen:
- Welche Rolle spielt Carrara als Arbeitsort?
- Wie steht das Projekt „Centro Spirituale“ im Kontext zu Pencks „Standart“-Theorie?
- Ist das Projekt als künstlerisches Manifest lesbar?
4. Ausstellung & Vermittlung
Ziel: Sichtbarmachung im öffentlichen Raum
Formate:
- Kuratierte Ausstellung mit Originalarbeiten, Radierungen, Skulpturen, Fotos
- Multimediale Präsentation: Video, Interviews, Musik, Performance-Dokumentationen
- Begleitkatalog mit Essays, Werkverzeichnis, Quellenmaterial
🏛 Mögliche Orte:
– Kunsthalle Düsseldorf, LWL Münster, Museum Küppersmühle, ZAK Center Leipzig
– Fattoria di Celle (für eine Re-Aktivierung)
– Wuppertal (Bezug zu Breidenbruch)
5. Wissenschaftliche Publikation oder Forschungsprojekt
Ziel: Langfristige Verankerung in der Kunstgeschichtsschreibung
Möglichkeiten:
- Master- oder Doktorarbeit mit Schwerpunkt „Künstlerische Kooperationen in der Spätmoderne“
- Drittmittelantrag (z. B. bei DFG, Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, Kulturstiftung des Bundes)
- Kooperation mit einer Universität (z. B. UdK Berlin, HGB Leipzig, Kunstakademie Düsseldorf)
🧩 Fazit:
Die Erforschung ist möglich – wenn jemand sie will und initiiert.
Mit dem vorhandenen Material, der dokumentierten Werkphase und dem Zeitzeugnis von Frank Breidenbruch ist ein einmaliger Fundus gegeben.
Was es braucht, ist ein strukturierter Impuls – von einem Kurator, einem Forscher, einem Museum oder einem engagierten Herausgeber.