Here you see A.R Penck and Frank Breidenbruch working and living in Carrara and in different places.
Ralf Winkler / A.R Penck lebt und arbeitet mit Frank Breidenbruch über 11 Jahre in Carrara.
A.R. Penck & Frank Breidenbruch – Leben und Arbeiten in Carrara
„Kunst ist Denken in Materie.“
Für über ein Jahrzehnt – von den frühen 1980er Jahren an – lebten und arbeiteten Ralf Winkler alias A.R. Penck und Frank Breidenbruch regelmäßig in Carrara, dem historischen Zentrum der europäischen Steinbildhauerei. Was als Zusammenarbeit begann, entwickelte sich zu einer tiefen künstlerischen Symbiose.
Ob im Atelier, im Steinbruch oder im alltäglichen Gespräch – hier wurde gedacht, geformt, gestritten, verworfen und verwirklicht. Das Werk von Penck, dessen visuelle Sprache ursprünglich in Malerei und Grafik wurzelt, wurde durch die körperlich-geistige Kraft Breidenbruchs in Stein übersetzt, in Formen gegossen, die heute zu den eindrücklichsten plastischen Arbeiten Pencks zählen.
Dieses Foto zeigt einen seltenen Einblick in diesen Prozess – dort, wo Form geboren wird: im Staub, im Licht, im Schlag des Werkzeugs.
ENGLISH VERSION
A.R. Penck & Frank Breidenbruch – Working and Living in Carrara
For more than a decade, starting in the early 1980s, Ralf Winkler (A.R. Penck) and Frank Breidenbruch shared not only artistic visions but life and labor in Carrara, Italy – the legendary cradle of European sculpture.
Their collaboration grew into a long-term artistic alliance. Breidenbruch, trained in the physical language of stone and form, became one of the closest and most enduring partners of Penck. He was instrumental in translating Penck’s graphic and symbolic idioms into three-dimensional sculpture – not merely reproducing them, but materializing them.
The image shows a moment of that transformation – when idea meets resistance, and form emerges from marble and dust.
🟠 DEUTSCH
Dieses Foto zeigt A.R. Penck in einem Moment absoluter Unmittelbarkeit: Er „trommelt“ auf dem Marmor – nicht als Musiker, sondern als Bildhauer, Denker, Performer. Die Geste ist roh, direkt, voller Energie. Es ist kein klassischer Arbeitsprozess, sondern ein Akt der Verbindung mit dem Stein, mit der Geschichte, mit der Erde.
An seiner Seite: Frank Breidenbruch, der über viele Jahre hinweg Pencks Ideen in Form brachte – in Holz, Bronze, Stein, Papier und Metall. In Carrara entstanden nicht nur Skulpturen, sondern Lebenskunstwerke.
Kunst ist keine Dekoration. Sie ist Rhythmus, Widerstand und Sprache.
– A.R. Penck
🟣 ENGLISH
This image captures A.R. Penck in an act of pure immediacy: he is “drumming” on the marble – not as a musician, but as a sculptor, thinker, performer. The gesture is raw, energetic, deeply connected. It’s not just about shaping material – it’s about entering into dialogue with the stone, with history, with the earth.
At his side: Frank Breidenbruch, who worked alongside Penck for over a decade – turning thoughts into form through wood, bronze, stone, paper, and steel. In Carrara, they didn’t just shape sculptures – they created lifeworks.
Art is not decoration. It is rhythm, resistance, and language.
– A.R. Penck
📍 A.R. Penck in einer Bar in Carrara – der Künstler als Erzähler
DEUTSCH
Nicht immer wurde gemeißelt, gezeichnet oder modelliert. Dieses Bild zeigt A.R. Penck, wie man ihn nur selten sieht: entspannt, zugewandt, inmitten eines Gesprächs, mit Zigarette, Strohhut, Kaffee und einem offenen Buch.
Die Bar in Carrara war nicht nur Ort der Pause – sie war Ort der Ideen, der Geschichten, des Austauschs. Mit an seiner Seite: Frank Breidenbruch, Wegbegleiter und Mitstreiter.
„Kunst entsteht nicht nur im Atelier. Sie entsteht auch zwischen Flasche und Buch, zwischen Frage und Erinnerung.“
– Notiz eines Gastes
📍 A.R. Penck in a bar in Carrara – the artist as a storyteller
ENGLISH
Not everything was chiseled, drawn or modeled. This picture shows A.R. Penck in a rarely seen state: relaxed, present, immersed in conversation, with a cigarette, straw hat, coffee, and an open book.
The bar in Carrara was more than just a break room – it was a place of ideas, stories, exchange. Beside him: Frank Breidenbruch, close collaborator and longtime companion.
“Art doesn’t only happen in the studio. It also arises between bottle and book, between questions and memories.”
– A guest’s note
🪨
Der „nachdenkende Arbeiter“
Von der Bronze zur monumentalen Marmorskulptur
Was wir hier sehen, ist ein einzigartiger Vergleich zweier Zustände eines Werkes, das in sich bereits eine politische und künstlerische Spannung trägt:
- Links: die Bronzeversion – rau, verdichtet, mit starkem symbolischem Körperausdruck.
- Rechts: das Marmor-Modell in der Werkstatt, noch unvollendet, aber bereits kraftvoll im Volumen.
Der „nachdenkende Arbeiter“ ist mehr als eine Figur – er ist ein Gegenentwurf zur heroischen Arbeiterskulptur des 20. Jahrhunderts. Keine geballte Faust, kein stählerner Blick – sondern eine Figur in sich gekehrt, reflektierend, verletzlich. Ein Mensch, nicht ein Mythos.
DEUTSCH
Der „nachdenkende Arbeiter“ entstand ursprünglich als Bronze – eine intensive, fast gequälte Figur, geformt aus Idee, Zeitgeschichte und innerer Unruhe. Später wurde sie in Carrara unter der künstlerischen Leitung von A.R. Penck und der handwerklichen Umsetzung durch Frank Breidenbruch in Marmor übertragen – nicht als Kopie, sondern als Transformation.
Der Marmor macht die Figur leichter, aber nicht weniger tief – der Geist bleibt derselbe: Ein Mensch, der denkt, bevor er handelt.
„Das Denken ist die schwerste Arbeit. Deshalb tun es so wenige.“
– Henry Ford (zitiert von Penck)
ENGLISH
The “Thinking Worker” first emerged as a bronze – a dense, almost tormented figure forged from thought, time, and inner unrest. Later, it was reimagined in marble, carved in Carrara under the artistic direction of A.R. Penck and executed by Frank Breidenbruch – not as a replica, but as a transformation.
Marble lightens the form but not the message:
A man who thinks before he acts.
“Thinking is the hardest work there is, which is probably the reason so few engage in it.”
– Henry Ford (quoted by Penck)