Doku :
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A.R. Penck & Frank Breidenbruch in der Fattoria di Celle – Gori Collection
Ein Kapitel experimenteller Kunstgeschichte zwischen Skulptur, Zeichen und Spiritualität
Ort:
Campo Sperimentale Uno
Fattoria di Celle – Collezione Gori
Santomato di Pistoia, Italien
Zeitraum: ca. 1993–1998
Projektname: Centro Spirituale / Spiritual Center – Sky Fallers
🔹 Hintergrund:
Die Fattoria di Celle ist eine weltweit bekannte Sammlung für Land Art und experimentelle Außenskulptur, gegründet von Giuliano Gori. Internationale Künstler wie Richard Serra, Daniel Buren, Magdalena Abakanowicz oder Sol LeWitt haben dort permanente Werke im weitläufigen Parkgelände realisiert.
Frank Breidenbruch und A.R. Penck erhielten Anfang der 1990er Jahre die Einladung, dort ein umfassendes, performativ-skulpturales Projekt zu entwickeln. Ihre Zusammenarbeit ist einzigartig in der Sammlung – da sie nicht nur Skulpturen schufen, sondern Tanz, Sprache, Zeichen und Ritual zu einem “Centro Spirituale” verbanden.
🔹 Werke & Motive:
- Weiße Zeichenkörper aus Carrara-Marmor oder Beton, oft sichelförmig gebogen oder als stilisierte „Signalträger“
- Tänzerische Performances mit Bezug zu archaischen Riten (dokumentiert auf Fotos in deinen Bildern)
- Installationen im Gelände mit klarer Ost-West-Ausrichtung (möglicher Hinweis auf energetisch-symbolische Lesbarkeit)
- Zeichensysteme à la Penck, kombiniert mit Breidenbruchs plastischer Formensprache
🔹 Dokumente und Belege:
- Broschüren und Einladungskarten der Fattoria di Celle
- Japanische Publikationen zur Ausstellung in Fernost (Spiritual Center – Sky Fallers 1993–98)
- Korrespondenz mit der Leitung des Parks
- Radierungen und Zeichnungen, z. T. mit dem Schriftzug „Augenrot“ – Pseudonym Pencks
🧭 Bedeutung:
Diese Zusammenarbeit ist mehr als ein klassisches Land-Art-Projekt. Es handelt sich um eine ästhetische Chiffre, ein transkulturelles Experiment mit symbolischen und spirituellen Schichten – ganz im Sinne Pencks, der Zeichen, Sprache und Musik als Grundlage menschlicher Existenz sah.
Breidenbruch erweiterte diesen Ansatz mit seiner Arbeit an Skulptur, Stein und Raum – beide Künstler verbanden in Celle eine Art „visuelles Denken“ im Raum, das bis heute nachwirkt.
Centro Spirituale – A.R. Penck & Frank Breidenbruch
Eine künstlerische Allianz im experimentellen Feld
Zwischen 1983 und 1998 realisierten A.R. Penck (Ralf Winkler) und Frank Breidenbruch im Rahmen des Projekts „Campo Sperimentale Uno“ in der Fattoria di Celle (Collezione Gori, Toskana) ein einzigartiges Kapitel gemeinsamer künstlerischer Praxis. Was zunächst als skulpturales Experiment begann, entwickelte sich zu einer vielschichtigen Allianz aus Skulptur, Zeichnung, Performance, Musik und Sprache.
In einer Phase, in der A.R. Penck zunehmend mit skulpturalen Arbeiten experimentierte und Breidenbruch seine monumentalen Formen zwischen Mythos, Körper und Raum entwickelte, entstand das „Centro Spirituale“ – ein geistiger Ort unter freiem Himmel. Die Arbeiten – darunter der sogenannte „Turm der Augen“, spiralförmige Landschaftsskulpturen und performative Akte – greifen archaische Zeichen ebenso auf wie konkrete politische und kulturelle Reflexionen über Erinnerung, Geschichte und Identität.
Zentral für das Werk ist nicht nur die materielle Präsenz der Skulpturen in der toskanischen Landschaft, sondern auch die performative Qualität des Projekts: Tänzerische Interventionen, ritualhafte Handlungen und grafische Notationen erweitern die Skulpturen zu einem multidimensionalen Erfahrungsraum.
Der gemeinsame Aufenthalt in Carrara, die Zusammenarbeit mit lokalen Gießereien und Druckereien (u.a. Il Malbacco Pietrasanta) sowie internationale Präsentationen – etwa in Japan – verdeutlichen die tiefe Verbindung dieser Werkphase mit einem global gedachten Kunstverständnis, das Form, Zeichen und Raum in Resonanz bringt.
Obwohl Penck zu den einflussreichsten Künstlern der Nachkriegszeit zählt, ist diese intensive Zusammenarbeit mit Frank Breidenbruch bis heute weitgehend unerforscht und kaum dokumentiert. Diese Publikation versteht sich als erste umfassende Aufarbeitung und Hommage an ein Werk, das gleichermaßen visionär wie poetisch ist – und das in seiner Tiefe noch lange nicht ausgeschöpft ist.